Im Sommer wird das Spielareal im Stadtpark als „Spielplatz für Alle“ aufgepeppt. Es entstehen ein neuer Kletterwald, Trampolin, Biberburg und neue Wege. „Alle“ steht für einen inklusiven Ansatz. Somit können auch Kinder mit Beeinträchtigungen den beliebtesten Görlitzer Spielplatz besser nutzen. Im Juni/Juli soll gebaut, im August 2024 die Eröffnung gefeiert werden. Der Technische Ausschuss hat dem Vorhaben nun zugestimmt.
Rund 200.000 Euro sind nötig. 150.000 Euro kommen aus dem Förderprogramm „Investition Teilhabe“, 50.000 Euro sind Eigenmittel. Die Geschichte dieses Projektes ist mehrere Jahre alt. Sie zeigt sehr gut, wie langsam Kommunalpolitik funktioniert, wie groß die finanziellen Zwänge sind und wie wichtig es ist, Verwaltungsmitarbeiter mit Kopf und Herz zu haben, die nie aufgeben und am Ende eine gute Lösung finden.
Juni 2021
Der Haushalt 2021/22 wird beschlossen. Als Änderungsantrag bringt Motor Görlitz/Bündnisgrüne 50.000 Euro als Ersatzinvestition für die Spielgeräte „Kletterwald“ und „Spielboot“ auf dem Spielplatz Stadtpark ein. Die Finanzierung sollte aus dem Verkauf von Grundstücken erfolgen. Es gab eine große Mehrheit für diese Änderung.
Juni 2022
Ein Jahr später überbringt der zuständige Verwaltungsfachmann Christian Freudrich im Technischen Ausschuss schlechte Nachrichten: Der Grundstücksverkauf wird 2022 nicht realisiert und damit stehen die 50.000 Euro nicht zur Verfügung. Unsere Fraktion will das Geld aus der Rücklage nehmen und stellt einen Antrag im Verwaltungsausschuss. Darüber muss aber nicht abgestimmt werden, da die Stadtverwaltung das neue Spielgerät aus einem anderen Grundstücksverkauf finanzieren kann.
Oktober 2022
Die Stadtverwaltung führt gemeinsam mit dem Tierra eine Welt e.V. eine kleine, aber gut besuchte Kinderwerkstatt durch. Vom „Belohnungsautomaten“ am Ende des Labyrinths über Trampoline, Tunnel, Karussell, Reckstangen, Swimmingpool, einem Einhorn zum Beklettern oder einer Seilbahn bis hin zu einem Hochhaus mit Übernachtungsmöglichkeiten, reichen die phantastischen Ideen der 5 bis 12jährigen. Die Wünsche der Kinder sollen in die Gestaltung einfließen. Zielstellung: im April/ Mai 2023 bauen, so dass die neuen Angebote mit Beginn der neuen Spielsaison zur Verfügung stehen.
2023
Während der Wintermonate erarbeitet das Fachamt eine denkmalschutzrechtliche Entwurfs- und Genehmigungsplanung. Dabei wird schnell klar: Nur den verschlissenen Kletterwald zu ersetzen, wird nicht ausreichen. Es fehlt an Spielmöglichkeiten für alle Kinder – mit Blick auf inklusive Angebote. Kollege Freudrich macht deshalb Nägel mit Köpfen und erstellt eine Planung für einen „Spielplatz für alle“ als Grundlage für einen Fördermittelantrag. Die 50.000 Euro werden für die Eigenmittel genutzt und somit „veredelt“. Nachteil: Es dauert nochmal mehrere Monate bis zur Umsetzung. Ende 2023 wird der Förderantrag bewilligt.
März 2024
Der Technische Ausschuss fasst den Beschluss, mit Hilfe der Fördermittel den „Spielplatz für alle“ zu bauen. Für den Stadtparkspielplatz wird es nun neue Wege und neue Spielgeräte geben, die ein Spiel mit allen Sinnen ermöglichen.
Der befestigte Rundweg führt zu verschiedenen Spielbereichen. Er bietet gleichzeitig Orientierung und Sicherheit (beispielsweise für Kinder mit Sehbeeinträchtigung) und ermöglicht das selbständige Erreichen vieler Spielangebote.
Die vorhandene Pumpe, ein bereits installierter Wassertrog mit Wasserrinnen, Matschtisch und Stauwehranlagen sollen mithilfe von Holzstegen barrierefrei erschlossen werden. Die vorhandene Nestschaukel bekommt einen Holzsteg, so dass Kinder mit und ohne Behinderung in die Lüfte schwingen können.
Dort, wo bis 2022 der Kletterwald stand, soll auch künftig geklettert werden. Allerdings in geringerer Höhe. Die Kletterelemente aus Balken und Seilen befinden sich nahe am Boden. So können auch sehr kleine Kinder und Sehbehinderte sicher klettern und balancieren. Erfüllen wird sich der Wunsch nach einem Tunnellabyrinth: Er kommt als Biberburg in unmittelbare Nähe des kleinen Bachlaufes. Auch ein Trampolin wird es geben. Langgestreckt soll es sein, damit mehrere Kinder es parallel nutzen können. Und es wird barrierefrei erreichbar sein.
Die vorhandenen Gebäudesilhouetten wie Post, Bäcker oder Mühle sind geeignete Plattformen für Rollenspiele. Dieser Spielbereich soll ebenfalls barrierefrei erreichbar werden mithilfe einer Brücken- und Steganlage. In die vorhandenen Gebäudesilhouetten von Post und Bäcker sollen sensomotorische Elemente zum Sehen, Hören, Tasten und zum Greifen, Reiben und Klopfen kommen.
Ursprünglich waren noch mehr Spielplatzangebote geplant, wie ein neues Spielschiff. Dafür reichen die Fördergelder nicht. Die Stadtverwaltung möchte diese Spielgeräte nun aus dem „normalen“ Spielplatzbudget finanzieren.
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten fürs Dranbleiben. Ein besonderes Kompliment geht an Christian Freudrich vom Grünflächenamt. Er hat einmal mehr unter Beweis gestellt, wie hartnäckig er für die Görlitzer Spielplätze kämpft und wie pfiffig er bei der Lösungssuche ist. Wir freuen uns auf einen noch schöneren Spielplatz im Stadtpark ab August 2024.