Danilo Kuscher

Meine Herzensthemen

Verkehrskonzept und E-Mobilität 

Wo will unsere Stadt in ein paar Jahren stehen? Die Art, wie wir uns fortbewegen wird sich genauso grundlegend verändern wie unsere Arbeitswelten. Dabei spielen verkehrsfreie Innenstädte, Verkehrsleit- und Parkraumkonzepte, eine ebenso wichtige Rolle, wie neue Fortbewegungsmittel, perfekt „flutschender“ ÖPNV und moderne Antriebsformen. Aus eigenem Erfahren kenne ich mich gut mit Elektromobilität aus und was den Individualverkehr betrifft, ist das mein Herzensthema. Unsere Nachbarländer im Nordwesten sind uns dort bereits um Längen voraus, doch auch in Deutschland gibt es einige (Mittel-)Städte, die bei dem Thema schon viel weiter sind. Wir müssen zusehen, dass wir bei dieser technischen Revolution nicht nur schritthalten, sondern bestenfalls als Modellregion aktiv mit vorangehen.

Wichtig dabei ist, die Potentiale aus Sicht der Görlitzer Bürger zu denken und nicht etwa bloß Marktanbietern von außerhalb optimale Geschäftsbedingungen vorzubereiten:

Laut dem vorgegebenen Ziel der Bundesregierung müssen in Görlitz rund 700 Ladepunkte in den kommenden 20 Jahren entstehen. Dafür reichen (nach meinen praktischen Erfahrungen) kleine und vor allem sehr einfache und kostengünstige Möglichkeiten (z.B. in Form von Steckdosen an Straßenlaternen) vollkommen aus; leistungs- und kostenintensive Schnelladesäulen braucht es dagegen nur eine Hand voll. Das Laden auf Arbeit muss sehr breit unterstützt werden, da unsere Autos den Großteil des Tages dort herumstehen.

Wenn wir hier klug und schnell handeln, haben wir die Möglichkeit über städtisch betriebene Ladesäulen unseren Bürgern und Gästen das billigste Tanken zu ermöglichen. Andernfalls kommen Großanbieter, „kaufen die Stadt auf“ und bitten uns zur Kasse, wie wir es aktuell von den Ölkonzernen kennen. JETZT haben wir die einmalige Gelegenheit zur Dezentralisierung unserer eigenen Mobilität. Auch das wird zukünftig ein enormer Wirtschafts-und Standortfaktor!

Danilo Kuscher ist Mitglied in den Gremien:

  • Ausschuss für Wirtschaft und Stadtentwicklung
  • Stadthallten-Ausschuss

Stärkung der Basiskultur

Vielen Görlitzern ist oft nicht klar, was für ein Leuchtturm ihre Stadt bereits weit über unsere Region hinaus ist. Was Kulturangebote, bürgerschaftliches Engagement, Anzahl und Breite der Vereinslandschaft und Kreativschaffende betrifft, stehen wir an der Spitze vergleichbarer Mittelstädte.

Diese unglaubliche Vielfalt ist einer äußerst breiten Basiskultur zu verdanken, welche viel zu wenig Anerkennung und Unterstützung erfährt, obwohl sie (leider nur) im Hintergrund eine der wichtigsten gesellschaftlichen Säulen in so einer wirtschaftlich schwierigen Region ist. Ein großes Problem in der Kulturlandschaft ist ein (vielleicht sogar ganz unbeabsichtigter) Zentralismus, der Millionenbeträge in Prestigeprojekten investiert, aber den kleinsten und in der Fläche wirksamsten Akteuren kaum Überlebenschancen sichert.

Das mindeste was ich erreichen möchte, ist eine Anerkennung der Basiskultur auf Augenhöhe mit institutionell getragener und fälschlicher Weise als „professionell“ abgegrenzt betrachteter „Hochkultur“. Dabei ist mir wichtig, nicht bei Theater, Museen und anderen freiwilligen Leistungen der Stadt und des Kulturraumes im großen Stil zu streichen, sondern für die unzähligen freien Träger, Vereine und Kulturschaffenden einen stetig anwachsenden prozentualen Anteil, gekoppelt an die Finanzierung der „Professionellen“ festzuschreiben.

Aktuell stehen den über FÜNFHUNDERT! Akteueren der Görlitzer Kultur- und Vereinslandschaft gerade einmal 60.000€ im Jahr zur Verfügung – darum bedarf es einer zukünftig viel besseren Einbindung der Bürgerschaft in die Mittelvergabe. DieKulturschaffenden haben im Rahmen der Bürgerbeteiligung klare Aufgaben in die  Kulturentwicklungsplanung 2030 formuliert. Diesen will ich zügig zur Umsetzung verhelfen, damit sie möglichst schon früher erfüllt werden.

Stadtentwicklung – Leerstand als Wirtschaftsfaktor

Görlitz hat Deutschland- und Europaweit für Aufsehen gesorgt, mit dem Projekt „Stadt auf Probe“. Viele (Einzel-)Selbständige, Handwerker und Kreativschaffende waren in den letzten anderthalb Jahren für jeweils einen Monat in Görlitz, um herauszufinden, ob diese Stadt ihnen eine Heimat sein kann, zum Leben und zum Arbeiten. Ein Großteil dieser Fleißmeisen kam aus Großstädten und war auf der Suche nach kreativem Schaffensort abseits vom Trubel der Metropolen. Ein beträchtlicher Teil nahm gerade den Leerstand von Görlitz als Freiraum wahr. Unzählige Altbauten, Ladenlokale und Industriebrachen, welche in den großen Städten nicht mehr verfügbar sind, haben wir in unserem Portfolio und demnach ungeahnte Chancen, damit einen neuen Wirtschaftsstandort für die kommenden neuen Arbeitswelten zu entwickeln.

Einige der Teilnehmer sind bereits hier her umgezogen, andere haben den Entschluss gefasst, es in den kommenden Jahren zu tun. Doch die meisten Teilnehmer betrachten die Stadt zumindest als temporären Schaffensort, zu dem sie immer wieder zurückkehren können, für eine gewisse Zeit an einem Projekt zu arbeiten, hier zu leben und anschließend wieder in die Großstädte zurück zu fahren. Damit entsteht eine völlig neue Form von – nennen wir ihn – „Arbeitstourismus“.

Wenn wir diese Entwicklung meistern wollen, bedarf es jedoch auch völlig neuen Herangehensweisen, was Bau- und Verwaltungsverfahren betrifft. Auch hier möchte ich, dass Görlitz eine Modellstadt wird, in der neue Konzepte der Raumnutzung erprobt werden können und „Experimentierklauseln“ in Planungsverfahren und Bauamtsprozessen etabliert werden.

Wer für kurze Zeit ein leer stehendes Ladenlokal zum Architekturbüro, zum Programmierstudio oder zur kleinen Werkstatt umnutzen will, der darf nicht von unüberschaubaren Baugesetzen und daran anschließenden Verfahrenskosten in fünfstelliger Höhe aus der Stadt vertrieben werden. Diesen klaren Auftrag zum Umdenken haben die Erkenntnisse aus dem Projekt Stadt auf Probe mit sich gebracht. Jetzt ist es an uns, wenn wir daraus lernen und letztlich auch als Stadt davon profitieren wollen, aus der Not des Leerstandes eine Tugend machen.

Danilo Kuscher ist Mitglied in folgendem Gremium:

  • Stadthallenausschuss